Haben wir nicht alle einen Dagobert?

Am Wochenende hatte ich eine wunderbare Zeit mit einer alten Freundin. Es war ein bisschen wie auf Klassenfahrt. Ausgelassen, in der Natur, keine Pläne. Herrlich. Das sagt sie auch gern.

Wir stehen uns sehr nah. Redeten über Arbeit, Beziehungen, Kinder. Und über das, was schwer zu greifen ist, aber innerlich drückt. Themen, die uns nicht loslassen.

Es ging um Entscheidungen. Ihre älter, meine frisch. Um Dilemmata. Das Unverständnis über das eigene Handeln. Und doch war da dieses Gefühl: Dass es – tief drinnen – Sinn ergeben musste. Aber die Folgen waren schwer. Die Unruhe hartnäckig.

Wir sprachen über die Pole in uns. Innere Anteile, die sich im Weg stehen und zugleich Teile des Ganzen sind. Spielerin und Aufpasserin. Träumerin und Enttäuschungverhindererin. Die, die Nähe will – und die, die nur sich selbst traut.

Dann hatte sie plötzlich zwei Figuren im Kopf. Die eine voller Lebendigkeit, Leichtigkeit, Lust am Entdecken. Kindlich, naiv, echt. Für sie war das: Donald Duck.

Und dann die andere. Die rechnet, bewertet, schnell entscheidet. Die Klarheit braucht, Effizienz liebt, das Bild nach außen pflegt. Ruhig, rational, fast hart. Das war für sie: Dagobert.

Donald ist mutig. Dagobert handelt aus Angst.

Donald braucht Raum, um zu atmen. Um lebendig zu sein. Um lachen zu können, auch wenn nicht alles gesagt ist. Dagobert übernimmt, wenn Worte fehlen, wenn es eng wird, wenn etwas entschieden werden muss, koste es, was es wolle.

Wenn Dagobert die Macht übernimmt, hinterlassen wir Spuren. In anderen. In uns. Ich selbst bin vor zwei Wochen mit der „Dagobert-Panzerfaust“ durchs Leben lieber Freunde gestapft, weil ich etwas mir Wichtiges aussprechen wollte. In einem Dilemma steckte. Jetzt oder nie. Ich hatte Angst. Schlechter hätte ich’s nicht anstellen können.

Angst tarnt sich gern als Klarheit. Als Kontrolle. Effizienz. Aber was sie wirklich ist: eine Schutzreaktion. Überlebensmodus. Manchmal einfach die Angst, dass das, was gerade wieder leuchtet – Freude, Atem, Wirksamkeit – verschwinden könnte. Dass uns die Worte fehlen, es zu halten. Dass wir es nicht schaffen, Entscheidungen durchzutragen. Oder dass wir sie bereuen könnten.

Und dann übernimmt Dagobert. Einfach so.

Aber was wäre, wenn wir lernten, beide Pole öfter in uns zu hören? Wir innehielten, um zu verstehen, was uns da eigentlich schützt – und wovor?
Wenn uns das gelänge, bevor wir entscheiden?

Dann wird Raum frei. Für Mut. Für das, was uns lebendig macht. Was verbindet. Was gestaltet.

Im ATELIER DE COURAGE arbeite ich genau daran. Mit Menschen, die sich auf den Weg machen – nicht nur weg von der Angst, sondern hin zu etwas mit Bestand. Sicherheit im Dilemma. Innere Klarheit. Mut.

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Mut ist ansteckend!