"Ich habe keine Angst."
Natürlich ... Und mein Posteingang ist leer, und ich lese immer die allgemeinen Geschäftsbedingungen, bevor ich auf „Akzeptieren“ klicke.
Seien wir ehrlich: Wir alle haben Angst.
Vielleicht nicht vor der Dunkelheit oder dem, was unter dem Bett lauert (obwohl – das wollen wir lieber nicht vertiefen). Aber vor Dingen, die weit weniger greifbar sind und doch genauso beunruhigend.
Wir fürchten, andere zu enttäuschen. Wir fürchten, Leichtigkeit und Unbeschwertheit zu verlieren. Wir fürchten Spaltung statt Zusammenhalt, mentale Überlastung, den Verlust von Verbundenheit. Wir fürchten, dass die Last zu schwer wird. Wir fürchten Vertrauensverlust, das Auseinanderbrechen von Gemeinschaft, fürchten, als unauthentisch wahrgenommen zu werden. Wir fürchten, nicht genug zu sein. Oder dass die Aufgabe einfach zu groß ist – und wir selbst zu klein.
Und doch spricht kaum jemand über Angst – in einer Welt, die Leistung und Erfolg feiert. Also schieben wir sie weg. Wir analysieren sie. Wir erzählen uns, dass ein weiterer Artikel, ein weiterer Podcast, eine weitere Erkenntnis sie zum Verschwinden bringen wird.
Doch so funktioniert es nicht.
Angst löst sich nicht in Luft auf, nur weil wir sie mit Wissen überdecken. Sie bleibt. Sie häuft sich an. Sie wird zu einem Grundrauschen, das wir nicht vollständig abschalten können – und das dennoch unsere Gedanken, unsere Haltung, unsere Entscheidungen prägt.
Ich nenne das Hyperkontext – der Zustand, zu viel auf einmal zu sehen, zu fühlen, zu verarbeiten, ohne zu wissen, wie man es sortieren soll. Zu viele Kontexte im Kopf zu haben, bis alles überwältigend, dringlich und zermürbend erscheint.
Und was ist die Antwort darauf? Ich bin überzeugt, es ist Mut.
Nicht der Mut, der mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug springt – sondern der Mut, sich dem eigenen Gedankenkarussell zu stellen. Der Mut, innezuhalten, aufzuhören davonzulaufen und einen inneren Kompass zu entwickeln, der hilft, Unsicherheit und Komplexität zu navigieren – ohne sich im Lärm der Welt zu verlieren.
Denn Klarheit bedeutet nicht, alles zu wissen. Sondern die eigene Richtung zu kennen – selbst dann, wenn alles um einen herum verwirrend erscheint.